Online-Petition soll für härtere Strafen sorgen
Die Sonne prallt auf das aufgeheizte Autodach, Abgase verpesten die schwülwarme Luft und die Kinder quengeln. Es ist mal wieder Stau auf den deutschen Autobahnen zur Urlaubszeit. Es geht nicht voran und der Geduldsfaden beginnt bald zu zereissen. Doch plötzlich ertönt ein lautes, näher kommendes Geräusch. Die Sirene eines Martinshorns dröhnt durch die Scheiben. Bei den Autofahrern bricht Panik und Stress aus. Was ist jetzt zu tun? Einige Fahrer sind mit dieser Situation überfordert. Schnell bildet sich eine Rettungsgasse, damit der Rettungswagen zu seinem Zielort fahren kann. Doch manche Autofahrer werden hektisch und begehen Fehler. Oder sie wollen aus der momentanen Situation einen Vorteil ziehen und drängeln sich nach vorne. Beide Verhaltensweisen werden nach deutschem Straßenverkehrsrecht bestraft. Beim Bilden einer Rettungsgasse dürfen keine Fehler gemacht werden, denn es geht oft um Leben und Tod. Leider missachten in Deutschland immer noch zu viele Autofahrer die Regelungen zur Bildung einer Rettungsgasse. Deshalb starteten nun einige aufgebrachte Fahrer eine Online-Petition für eine härtere Bestrafung beim Missachten einer Rettungsgasse. Doch was ist eigentlich eine Rettungsgasse? Viele Deutsche wissen gar nicht was mit diesem Begriff gemeint ist.
Rettungsgasse - ein missverstandener Begriff
Die sogenannte Rettungsgasse wurde eingeführt, damit Rettungsfahrzeuge an engen Stellen und bei Staus den gegenwärtigen Verkehr schnell umfahren können. Dabei wird zwischen zwei, drei oder auch vier Fahrstreifen einer Autobahn oder Schnellstraße eine Fahrgasse für die Rettungswägen freigehalten. Bei stockendem Verkehr muss diese vorausschauend gebildet werden. Die Rettungsgasse darf nur von Feuerwehr, Polizei, Pannen- und Rettungsdienst benützt werden. Die Fahrzeuge sind durch die Benutzung einer Rettungsgasse ca. vier Minuten schneller am Unfallort, als wenn sie über den Pannenstreifen fahren würden. Dies erhöht die Überlebenschance der Verletzten um etwa 40 %. Ähnliche Richtlinien gibt es auch in anderen europäischen Ländern wie Tschechien, Slowenien und der Schweiz. In Österreich ist das Bilden einer Rettungsgasse bereits im Verkehrsgesetz verankert. Hier sind die Autofahrer dazu verpflichtet, vorausschauend eine Rettungsgasse zu bilden, wenn mindestens zwei Fahrstreifen vorhanden sind. Bei Richtungsfahrbahnen mit mehr als zwei Fahrstreifen muss die Gasse zwischen dem äußeren linken und dem angrenzenden Fahrstreifen gebildet werden.
Die Bildung einer Rettungsgasse ist schwerer als gedacht
Das Bilden einer Rettungsgasse gelingt nur, wenn alle beteiligten Verkehrsteilnehmer sich darin ordnungsgemäß eingliedern und mitmachen. In manchen Fällen gelingt eine Rettungsgasse jedoch nicht, da die Menschen in ihrem Handeln unsicher sind und in Panik und Hektik verfallen. Oder sie missachten die Regelungen ganz einfach. Beim Bilden einer Rettungsgasse sollte zuerst sanft die Geschwindigkeit reduziert werden. Dann sollte man mit dem Blinker anzeigen, in welche Richtung man Platz schaffen will. Vor allem auf den Abstand zu anderen Auto sollte immer besonders geachtet werden, auch wenn dies im Stau eventuell schwierig ist. Bei einspurigen Fahrbahnen müssen sich die Fahrzeuge möglichst rechts halten. Bei einer zweispurigen Fahrbahn führt die Rettungsgasse durch die Mitte. Bei einer dreispurigen Fahrbahn sollte die Gasse zwischen der äußeren linken und der mittleren Spur gebildet werden. Achtung sollte außerdem geboten sein, wenn schon ein Fahrzeug durch die Gasse gefahren ist. Autofahrer sollten hierbei auf ihren Plätzen warten, da noch weitere Fahrzeuge folgen könnten. Leider halten sich in Deutschland noch immer zu viele Menschen nicht an diese Regelungen, was regelmäßig zu weiteren Schäden und Verletzten führt.
Missachtung der Rettungsgasse wird sanktioniert
Nach Meinung vieler Kritiker sind die Strafen für das Missachten von Rettungsgassen viel zu harmlos. In § 11 der Straßenverkehrsordnung wurde die Bildung einer Rettungsgasse gesetzlich geregelt. Wer mit seinem Fahrzeug eine Rettungsgasse befährt macht sich strafbar, da das Auto ein Hindernis für die Rettungskräfte darstellt. Es drohen momentan Bußgelder und beim “Rechts-Überholen” sogar ein Punkt in Flensburg. Das Verweigern der Bildung einer Rettungsgasse, sowie das nicht Freimachen der Fahrbahn wird in Deutschland mit 20 Euro sanktioniert. Das Missachten des “Rechts-Überholverbots” wird mit 100 Euro und einem Punkt in Flensburg bestraft.
Strafen für das Missachten einer Rettungsgasse zu niedrig?
Da die Strafen für das Missachten einer Rettungsgasse für viele Autofahrer zu gering ausfallen, wurde nun eine Online-Petition für härtere Strafen erstellt. Momentan haben bereits etwa 18.000 Menschen die Petition unterstützt. Für ein Quorum benötigen die Kritiker jedoch mindestens 120.000 Unterschriften. Die Ersteller fordern in Deutschland ähnliche Strafen wie in Österreich. Dort wird das widerrechtliche Benutzen und das Missachten einer Rettungsgasse mit einem Bußgeld von 2.180 Euro bestraft. Nach Meinung der Kritiker ist ein Stau auf der Autobahn sicherlich ärgerlich, jedoch geht durch die Bildung einer Rettungsgasse kaum Zeit verloren. Niemand kann es also so eilig haben, dass er mit seinem Verhalten Leben gefährden muss. Aus diesem Grund müssen die Strafen, nach Meinung der Petitions-Ersteller in Deutschland härter werden.