Immer mehr Menschen begehen Fahrerflucht
Es ist schon eine echte Frechheit! Da kommt man gerade nach seinem wöchentlichen Einkaufsbummel zurück zu seinem parkenden Auto und will gerade die eingekauften Schnäppchen verwahren. Plötzlich sieht man an der Vordertür eine dicke Delle. Vom Verursacher ist aber weit und breit keine Spur. Dies ist in Deutschland leider keine Seltenheit mehr. Bei fast jedem fünften Unfall machen sich die Verursacher aus dem Staub.
Die Polizei registrierte in diesem Zusammenhang einen drastischen Anstieg in den letzten Jahren. Nach Aussage von Psychologen sind Erwartungsdruck und Versagensängste die Ursachen für eine Fahrerflucht. In Fachkreisen heißt diese Straftat auch “Unerlaubtes Entfernen vom Unfallort” und dies ist sicher kein Kavaliersdelikt.
Bei Fahrerflucht droht ein hohes Bußgeld, ein Fahrverbot, sowie ein möglicher Führerscheinentzug und sogar eine Haftstrafe. Der Auto Club Europa geht davon aus, dass es im Jahr zu über 500.000 Fluchtdelikten kommt. Auch der Härtegrad der Unfälle, mit anschließender Fahrerflucht, nimmt drastisch zu. Häufig handelt es sich bei den Delikten um schwere Auffahrunfälle mit Schäden über 5000 Euro.
Zu viele kommen bei Fahrerflucht davon
Das Problem einzudämmen, ist nach Aussage der Polizei eine Sysiphusarbeit. Denn 60 % aller Fahrerflüchtigen werden für ihre Tat nicht bestraft. Allein in Hessen konnten im letzten Jahr nur 40 % aller Delikte aufgeklärt werden, in denen sich ein Unfallverursacher vom Tatort entfernt hatte. In Bayern sind es sogar nur 39 %.
Eine Ursache für die niedrige Aufklärungsquote ist vor allem das passive Handeln der Opfer. Viele Unfälle werden nämlich gar nicht erst gemeldet, denn bei den meisten Fahrerfluchten sind die Opfer die Dummen. Denn obwohl die Vollkaskoversicherung für den größten Teil des Schadens aufkommt, muss der Besitzer des Fahrzeugs meist eine Selbstbeteiligung von 300 Euro bezahlen. Beim Verlust des Schadensfreiheitsrabatts sind dies dann oft Kosten von bis zu 1000 Euro für das Opfer.
Fahrerflucht ist ein psychologisches Phänomen
Nach Meinung vieler psychologischer Experten ist Fahrerflucht vor allem eine psychologische Reaktion. Meist ist die Fahrerflucht an sich keine überlegte Reaktion des Täters. Die meisten Fahrerflüchtigen reagieren aus dem Affekt heraus. In vielen Fällen ist Fahrerflucht eine Angstreaktion. Aber auch der Wertewandel in unserer schnelllebigen Gesellschaft ist eine Ursache für Fahrerflucht und für den drastischen Anstieg.
Menschen stehen heute unter einem sehr starken Erwartungsdruck und damit steigen auch die Versagensängste. Häufig flüchten die Verursacher auch wegen mangelndem Selbstbewusstseins. Nach Meinung vieler Verkehrspsychologen sind meist ältere Menschen vom Phänomen Fahrerflucht betroffen. Diese hätten Angst ihren Führerschein zu verlieren und diesen nicht mehr wieder zu bekommen.
Aber auch jüngere Menschen werden immer mehr zu Fahrerflüchtigen. Hierbei steht meist ein hoher Erwartungsdruck im Vordergrund. Junge Menschen haben Angst etwas falsch zu machen, und geraten deshalb nach der Tat in Gewissenskonflikte und reagieren impulsiv.
Nach Meinung der Polizei versteckt sich hinter Fahrerflucht aber auch häufig berechnendes Kalkül. In Sekundenbruchteilen würden die Täter über die Konsequenzen des Unfalls nachdenken und die Risiken abwiegen. Bei vielen Fahrerflüchtigen ist Alkohol mit im Spiel, andere wollen sich den Zeitverlust und den Ärger mit der Polizei ersparen. Ein weiterer Grund ist die Abstufung durch die eigene Versicherung im Schadensfall.
Bei Fahrerflucht um keine Ausrede verlegen
Nach Aussage der Polizei versuchen sich viele Täter mit Hilfe einer Ausrede aus der Affaire zu ziehen. Die Verursacher beteuern dann, dass sie den Aufprall nicht gehört und auch keine Berührung der Fahrzeuge wahrgenommen haben. Diese Taktik ist in vielen Fällen sogar äußerst erfolgreich. Denn Fahrerflucht muss eine vorsätzliche Tat sein, damit sie strafbar ist. Deshalb muss die Staatsanwaltschaft den Vorsatz der Flucht beweisen.
Hierzu gibt es jedoch auch verschiedene Hilfsmittel wie Geräuschemessungen im Innenraum des Fahrzeugs, sowie Kameraaufzeichnungen vom Sichtbereich des Fahrers. Dazu kommen heute noch so genannte Beschleunigungssensoren an den Karosserien, die die Wucht des Aufpralls messen. Diese speziellen Messgeräte werden jedoch nur bei sehr schweren Unfällen verwendet. Deshalb kommen viele Täter mit einem blauen Auge davon. Von 500.000 Ermittlungsverfahren pro Jahr werden schlussendlich nur 31.000 Autofahrer wegen Fahrerflucht verurteilt.
MPU soll bei Fahrerflucht zum Umdenken anregen
Nach einer Fahrerflucht droht den Tätern nicht nur eine hohe Geldstrafe und ein Fahrverbot, sondern auch ein Führerscheinentzug und eine Anordnung zu einer MPU. Nach Aussage vieler Verkehrspsychologen ist die MPU eine Chance, das eigene Verhalten grundlegend zu verändern. Eine misslungene Fahrerflucht ist in den Augen der Experten ein Anstoß zum Lernen. Statistisch gesehen spiegelt sich dies auch im Verhalten der Flüchtigen wider, denn eine Unfallflucht machen die meisten Leute nur einmal in ihrem Leben.